Internationaler Tag der indigenen Völker

Der 9. August ist der Internationale Tag der indigenen Völker. Für uns als Organisation, die seit mehr als 30 Jahren solidarische Prozesse ethnischer Gemeinschaften im kolumbianischen biogeografischen Chocó unterstützt und begleitet, wollen wir unseren älteren Brüdern und Schwestern die Ehre erweisen.

Yazury Dumaza Lana. Indigene Frau Emberá Dóvida. Jugendleiterin, Wächterin des Atrato-Flusses

Die ursprünglichen oder indigenen Völker haben die Weisheit und das Wissen um die Verbindung mit Mutter Erde, die es ihnen ermöglichen, uns zu lehren, wie wir in Harmonie mit den anderen Wesen leben können, mit denen wir diesen Planeten teilen. In diesen Zeiten der Umweltkrise ist diese Weisheit unerlässlich, wenn wir wollen, dass unser Planet überlebt.

In Kolumbien gibt es mehr als 90 indigene Völker, jedes mit seiner eigenen Sprache, Traditionen, Lebensweise und Kultur. Zugleich sind sie die Schwächsten im Sozialsystem. Sie sind die ersten Opfer der Klimakrise, obwohl sie die geringsten negativen Auswirkungen auf die Umwelt hinterlassen. Sie sind es, die soziale Ungerechtigkeit, bewaffnete Konflikte, systematische Gewalt und Gefangenschaft am härtesten erleben. Es sind ihre Söhne und Töchter, die in Kolumbien am meisten an Hunger sterben. Und gleichzeitig sind sie diejenigen, die uns am meisten darüber lehren, wie wir im Einklang mit Mutter Erde leben können.

Emberá-Junge. Sohn eines Schülers der indigenen Schule von Emberá. Partner des Klimabündnis Vorarlberg

Eine Tradition, die von mehreren Gruppen geteilt wird und die Verwurzelung mit Mutter Erde zeigt, ist die sogenannte Ombligada: Wenn ein Kind geboren wird, schneidet die Großmutter die Nabelschnur durch und vergräbt sie an der Wurzel eines heiligen Baumes. Damit lernt das neugeborene Wesen, dass es zu diesem Land gehört, in dem es sich gegenseitig zu schützen und füreinander zu sorgen gilt. Schon die indigenen Kinder verstehen, dass das Land nicht ihnen gehört, sondern dass sie Töchter und Söhne des Landes sind. Deshalb wird in Ahnengemeinschaften das Ritual, wenn ein Mensch stirbt, "die Aussaat" genannt, weil das, was der Erde gehört, ihr zurückgegeben und der Kreislauf der Verbindung aufrechterhalten wird.

Emberá-Gemeinde in Murindó.

Möge dieses Datum uns darüber nachdenken lassen, dass der Schutz des Regenwaldes mehr ist als nur die Pflege der Fauna und Flora. Es bedeutet auch die Pflege, das Lernen und die Förderung der überlieferten Weisheit der Überlebenden der ursprünglichen Völker, die trotz so vieler Schwierigkeiten weiterhin Widerstand leisten und ihr Wissen und ihre Geduld mit uns, den jüngeren Brüdern und Schwestern, bewahren.

Unsere Solidarität begleitet all unsere indigenen Partner, ihre Familien, ihre Anführer:innen und alle, die aufgrund des bewaffneten Konflikts und der sozialen Ungerechtigkeit vorzeitig aus dem Leben geschieden sind.

Möge den indigenen Völkern völliger Frieden möglich sein.

Text von Carolina Osorio Rogelis

Projektkoordinatorin Klimabündnis Vorarlberg, im August 2022

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